So., 15.12.2024, 11:30 h
Während des Nationalsozialismus wurden auch aus Münster und dem Münsterland zahlreiche jüdische Bürger*innen in die Ghettos und Vernichtungslager im besetzten Osteuropa verschleppt. Am 13. Dezember 1941 wurden 390 Jüdinnen*Juden aus Münster und dem Münsterland in das „Reichsjudenghetto“ nach Riga deportiert. Sammelstelle für die Deportierten war die Gastwirtschaft „Gertrudenhof“ an der Warendorfer Straße. Daran wird am Sonntag, den 15. Dezember, um 11.30 Uhr an der Gedenkstele an der Ecke Warendorfer Straße/Kaiser-Wilhelm-Ring gedacht.
Im Anschluss findet ein Vortrag von Prof. Dr. Andrea Löw im Saal der Villa ten Hompel statt: Ab Herbst 1941 wurden die im Deutschen Reich verbliebenen Jüdinnen*Juden systematisch „nach Osten“ deportiert. Der Deportationsbefehl war unerbittlich, es blieb kaum Zeit, um alles zu regeln und Abschied zu nehmen. Dann wurden die Menschen aus ihrem bisherigen Leben gerissen. Wer konnte, schrieb Briefe an Verwandte, in denen sie ihnen und sich selbst Mut machen, aber auch ihre Sorgen und Ängste thematisieren. Auch während des Transports, in den Ghettos und den Lagern schrieben die Menschen Briefe und Postkarten, es sind Tagebücher und Chroniken überliefert, die in der Situation selbst entstanden sind. Auf Basis Hunderter Briefe, Postkarten, Tagebücher, Video-Aufzeichnungen und vieler weiterer Quellen stellt die Historikerin Andrea Löw die individuellen Geschichten zu einem erschütternden Zeugnis zusammen, das die ganze Ungeheuerlichkeit des Verbrechens emotional bewusstmacht. Ein Zeugnis, das umso wichtiger ist, als die letzten Überlebenden der Shoah bald nicht mehr selbst erzählen können.
Prof. Dr. Andrea Löw ist stellvertretende Leiterin des Zentrums für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte in München. Sie lehrt an der Universität Mannheim und forscht zur Geschichte der NS-Judenverfolgung mit einem Schwerpunkt auf der Ghettoisierungspolitik im besetzten Europa.
Eine Veranstaltung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster e.V. in Kooperation mit dem Geschichtsort Villa ten Hompel.
Bildinfo: Gräber- und Gedenkstätte Riga-Bikierniki (Foto: Villa ten Hompel)
Öffnungszeiten:
Montag, Mittwoch, Donnerstag 18.00 bis 21.00 Uhr
Samstag, Sonntag 14.00 bis 17.00 Uhr