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Sa., 27.05.2017 – So., 01.10.2017

Wu Tsang

Kunsthalle Münster

Wu Tsang

Im europäischen Kunstsommer 2017 (Skulptur Projekte Münster, documenta 14 Kassel/ Athen und 57. Biennale Venedig) zeigt die Kunsthalle Münster eine Einzelausstellung mit der vielbeachteten Film- und Installationskünstlerin Wu Tsang. Wu Tsang (*1982) stammt aus den USA (MA) und lebt zurzeit in New York, Berlin und Athen.

Ihr preisgekrönter Film „Wildness“ (2012, HD Video, 74 min.) schildert die Geschichte eines Transgender Clubs in L.A. Mit flirrend schönen Bildern, spannender Erzählkraft sowie in der Ambivalenz aus dokumentarischem Duktus und großer Nähe zu den gezeigten Personen gelingt es ihr, im Betrachter eine ganz eigene Empathie zu wecken. So findet man sich staunend, leidend aber auch hoffend in einem überwiegend von Kunstlicht erhellten Kosmos wieder, in dem alles mit Leben erfüllt ist – wie auch der Club „Silverplatter“, der nicht nur Achse der Handlung ist, sondern diese aus seiner ganz eigenen Sicht erzählt. Und mag dies alles mit zunehmender Betrachtung einem vertraut wie ein guter Freund erscheinen, ist man hier dennoch nicht zu Hause – wie die Künstlerin selbst es schmerzhaft erkennen muss: Verkehrt sich ihr Engagement für den Club und dessen Gemeinschaft nach anfänglichem Erfolg doch in die drohende Schließung des Ortes. Damit ist „Wildness“ nicht nur eine Reflexion über die heute so virulenten Unterscheidungen von Gesellschaft und Gemeinschaft (Commons). Vielmehr noch ist es eine Rekursion auf das Ringen um Identität: Wer oder was bin ich? Während Reflexion nämlich auf einer Grenzbestimmung beruhte, durch die ein gegebenes Ganzes in den Blick geraten soll, impliziert Rekursion stets eine Grenzverletzung, einen Zugriff auf die Gegenstände der Erkenntnis oder den Eingriff in die innere Dynamik von Prozessen, um so ein neues Ganzes herzustellen – womöglich um den Preis, die alten Paradigmen aus ihren Umlaufbahnen zu schleudern. Der Film wurde erstmals während der MoMA’s Documentary Fortnight gezeigt.

Die aktuellen Produktionen von Wu Tsang sind biographisch durchdrungen von jenem Wechselspiel aus Sehen und Gesehen-Werden. Identität wird zu einem permanenten (nicht auszublendenden) Zerrspiegel von „ich und den anderen“ – der blinde Fleck in der Selbstwahrnehmung, dort wo man sich selbst nie sehen kann in einer Gegenwart, die den „Widerspruch als Möglichkeitsform der Wirklichkeit anbietet“ (Marcus Lütkemeyer, Kurator). So kann es heute nicht mehr darum gehen, das „Eine oder Andere“, sondern beides zugleich, beziehungsweise „Vieles in Einem/als Eines“ zu sein.

Für die Ausstellung in Münster beschäftigt sich Wu Tsang derzeit mit folgenden Zusammenhängen: Wie wird Identität aus einer nicht zu bändigen inneren Sehnsucht und in der Konfrontation mit gesellschaftlicher Realität und der Virtualität einer digitalen Wirklichkeit geformt? Inwiefern spiegeln ökonomisch-politische, kulturelle und auch historische Gegebenheiten den Prozess einer freien Entfaltung der Selbstbestimmung wider?

Die Ausstellung wird von der Kunststiftung NRW gefördert.


Öffnungszeiten:

Dienstag bis Freitag 14.00 bis 19.00 Uhr, Samstag und Sonntag 12.00 bis 18.00 Uhr,

Montag geschlossen.

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